Interview mit Peter Howald

Herr Howald, Sie haben in unserem Spielzeugmuseum eine attraktive Meccanoausstellung realisiert. Welches waren Ihre Beweggründe?

Für viele Leute ist «Meccano» ein Metall-Spielzeug, welches in den 90er Jahren aus den Verkaufsläden verschwunden ist.
Die Mitglieder des AMS-Clubs wollen allen Interessierten zeigen, dass es immer noch möglich ist, sich mit den Metallbau-Systemen zu beschäftigen und damit grossartige Modelle zu bauen.
Um Interessierten diese Modell-Vielfalt zugänglich zu machen, organisieren wir nicht nur eigene Ausstellungen, sondern nehmen auch an Sonderausstellungen teil. In diesem Fall geht es um die Sonderausstellung «Metallmodellbau» im Spielzeugmuseum Spiez.

Herr Howald, Sie sind der Präsident des AMS- Clubs Schweiz, Stellen Sie uns bitte diesen Club vor.

Der Verein AMS-Club wurde im Jahr 1985 gegründet und hiess zu Beginn Amis Meccano Suisse, kurz AMS. Die Mitglieder beschäftigen sich alle mit Metallbaukasten aus den verschiedensten Systemen wie: Meccano, Märklin, Stokys, Eitec, Tronico, SteelTec, etc. Im Jahr 1995 wurde die Marke «Meccano» weltweit geschützt und durfte nicht mehr für andere Zwecke verwendet werden. Diese Massnahme hat unseren Verein zu einem Namenswechsel geführt. Aus den drei bekannten Buchstaben AMS entstand der neue Name Amateure für Metallmodellbau in der Schweiz, kurz immer noch AMS. Nachdem ich über 20 Jahre im Amt als Kassier und einige Jahre als Vize-Präsident gearbeitet habe, amtiere ich heute bereits über neun Jahre als Präsident im AMS-Club «www.amsclub.ch».

Wie sind Sie dazugekommen?

Im Jahre 1987 habe ich das Bauen mit Lego aufgegeben und mir einen Bubentraum erfüllt: Mit dem damalig grössten Kasten Nr.10 bin ich in die «Meccano-Welt» eingetreten. So kam ich auch zu der Mitgliedschaft im AMS-Club, um Kontakt zu anderen Mitgliedern zu knüpfen und um meinen Horizont dadurch zu erweitern. «Meccano» ist aus meiner Sicht eines der genialsten Metall-Spielzeuge.

Mit welchem System von Metallbau haben Sie sich beschäftigt und wo haben Sie die grösste Erfahrung?

Zu Beginn habe ich ausschliesslich Meccano-Teile «gelb/blau/zink» für meinen Modellbau genutzt. Später kamen kompatible Systeme wie Märklin «grün/rot», das heute unter dem Namen Metallus verkauft wird, und Stokys, ein Schweizer Produkt aus Leichtmetall (Aluminium), in mein Sortiment dazu. Alle drei Systeme lassen sich problemlos zusammen an einem Modell verbauen. Meine Modelle stammen immer
von einem Original (Vorbild) ab, welches ich in einem Massstab von 1 zu 8 oder 1 zu 14 nachbaue ohne Bauanleitung. Meine Erfahrung startet bei Kleinmodellen mit ca. 20 Teilen und endet bei Grossmodellen mit über 30’000 Teilen. Das Modellgewicht liegt dann bei ca. 140 kg. Das System erlaubt einen fast grenzenlosen Modellbau.

Haben Sie das Spielzeugmuseum vorher gekannt?

Ja, denn mein erster Besuch im Spielzeugmuseum war damals in Thun. Die vom Museum gezeigten Exponate sind alles Spielzeuge für Kinder aus den letzten 150 Jahren. Das Meccano-System wurde bereits 1901 in England erfunden und passt wunderbar in diese Zeitepoche. Nach über 100 Jahren wird
«Meccano» heute noch produziert und verkauft. Es war damals bereits ein Anliegen, dass wir vom AMS-Club einzelne Meccano-Modelle als Leihgeber im Museum ausstellen dürfen. Dies wurde damals durch unser Mitglied Alfred Stucki (t) erledigt. Zufällig habe ich dann von einer Nachbarin eine Einladung zu
der Wiedereröffnung des Spielzeugmuseums in Spiez erhalten und bin der auch gefolgt.

Warum arbeiten Sie mit dem Spielzeugmuseum zusammen?

Viele Leute denken, wenn etwas nicht mehr im Verkaufsladen angeboten wird, gibt es das nicht mehr. Das ist eine irrtümliche Meinung. Die Mitglieder des AMS-Clubs wollen zeigen, dass man sich immer noch mit allen möglichen Metallbau-Systemen sinnvoll beschäftigen kann und damit grossartige Modelle bauen. Einige solcher Modelle sind als Leihgaben im Museum ausgestellt. In dieser Sonderausstellung gibt es auch Workshops, welche den Teilnehmenden die Möglichkeit geben, mit Meccano-Teilen zu arbeiten.

Sie haben Meccano Workshops in Spiez angeboten, welches waren Ihre Ziele?

  • Kennenlernen des System
  • Umgang des Zusammenbaus von Teilen (mit Werkzeugen)
  • Nachbauen eines Modells ab «Vorlage»
  • Ab 2023 wird neu als Vorlage ein Eisenbahnwagen sein
  • Der nachgebaute Wagen kann auf der Anlage Spur 1 mit der Lokomotive (Zugkomposition) bewegt werden
  • Mit Bausatz und Bauplan sein eigenes Modell bauen
  • Das fertige Modell darf mit nach Hause genommen werden

Welches waren Ihre Erfahrungen in den ersten Workshops?

Die Workshops sind am Anfang der Sonderausstellung auf grosses Interesse gestossen. Wir haben festgestellt, dass das System «Meccano» bei den jungen Teilnehmenden eher unbekannt war und die benötigte Feinmotorik (Umgang mit losen Teilen und Werkzeugen gleichzeitig) wenig bis gar nicht vorhanden waren. Die Ergebnisse der Arbeiten sind darum sehr unterschiedlich ausgefallen. Aber die meisten Teilnehmenden hatten viel Spass und Freude am Arbeiten mit «Meccano».


Herr Howald, sagen Sie uns noch etwas zu Ihrer Person.

Meine Kindheit und die anschliessende Schule habe ich in Uetendorf verbracht. Nach den vier Jahren Ausbildung bei Hans Rychiger AG in Steffisburg, habe ich den Fachausweis als Maschinenzeichner erhalten. Kurz nach meinem Lehrabschluss, wurde im Jahre 1989 die Firma Howald AG, Konstruktionsbüro
in Uetendorf, gegründet.
Zu meiner Selbstständigkeit war parallel eine berufsbegleitende Weiterbildung zum Konstrukteur und anschliessend zum Maschinentechniker TS möglich. Später habe ich noch ein Nachdiplomstudium in Unternehmensführung und Betriebswirtschaft abgeschlossen. Für die Tätigkeit im Konstruktionsbüro halfen mir das Bauen mit Lego und später das Konstruieren mit Meccano, um so mein grosses Wissen und technisches Verständnis zu verbessern. Alle meine Fähigkeiten und Erfahrungen wurden dank diesen genialen Spielzeugen intensiv unterstützt und verbessert.

Herr Howald, vielen Dank für das Interview und Ihr Engagement für das Spielzeugmuseum Spiez.